Nationale Wasserstoffstrategie vom Bundeskabinett beschlossen

Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche am 10. Juni 2020 die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) beschlossen. Im Rahmen der Beratungen um das Konjunkturpaket einigten sich die Spitzen der Großen Koalition auf die fehlenden Bausteine der Strategie.

Die Bundesregierung sieht Wasserstoff als ein Schlüsselelement der Energiewende. Das Ziel ist es, wie es Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier formuliert, dass Deutschland eine globale Vorreiterrolle bei CO2-freiem Wasserstoff einnimmt.  

Das Konjunkturpaket zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie (Juni 2020), welches insgesamt bis zu 9 Mrd. EURO, 7 Mrd. EURO national und 2 Mrd. EURO international, vorsieht, definiert ebenfalls  das Ziel, dass Deutschland bei modernster Wasserstofftechnik zum Ausrüster der Welt aufsteigen soll (S.9/10 Konjunkturpaket, Punkt 36, 37).  

Eine Kombination aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit mit innovativen und intelligentem Klimaschutz bildet die Basis für eine erfolgreiche Energiewende. Eine alternative Option, für die derzeit noch eingesetzten fossilen Energieträger, bietet der Einsatz von Wasserstoff, wobei ebenfalls blauer und türkiser Wasserstoff als Ergänzung zu grünem Wasserstoff Einsatz finden. Aufgrund der engen Einbindung von Deutschland in die europäische Energieversorgungsinfrastruktur wird daher auch in Deutschland CO2-neutraler Wasserstoff eine Rolle spielen und, wenn verfügbar, auch übergangsweise genutzt werden (NWS, S. 3). 

Wasserstoff ist ein vielfältig einsetzbarer Energievektor, der sowohl Energieträger oder Energiespeicher ist und weitreichende Anwendungsfelder bietet. Neben der Dekarbonisierung der Industrie (z.B. Chemie, Petrochemie, Stahl) stehen auch der Verkehr und der Wärmemarkt im Fokus der Strategie. In langfristiger Sicht ist der Wärmesektor sowohl für die Prozesswärmeherstellung als auch für den Gebäudesektor im Fokus der Strategie. Wasserstoff und seine Folgeprodukte können langfristig auf verschiedene Weise einen Beitrag zur Dekarbonisierung von Teilen des Wärmemarkts leisten (NWS, S.11).

Es ist ein technologieoffener Ansatz in der Strategie verankert, welcher neben dem fokussierten grünen Wasserstoff, ebenfalls blauen und türkisen Wasserstoff zur Ergänzung vorsieht. Der Aktionsplan der NWS sieht insgesamt 38 Maßnahmen in den Sektoren Erzeugung von Wasserstoff, den Anwendungsbereichen (Verkehr, Industrie, Wärme, Infrastruktur/ Versorgung, Forschung, Bildung und Innovation), Europäischen Handlungsbedarf sowie den Internationalen Wasserstoffmarkt und außenwirtschaftliche Partnerschaften vor. Im Wärmebereich ist im Vergleich zur Entwurfsversion aus dem Januar 2020 Maßnahme 19 hinzugekommen (NWS, S. 23), in der die Bundesregierung zur Stärkung der langfristigen Ausrichtung der Wärmeversorgung auf die Nutzung von erneuerbaren Energien im Rahmen des KWKG Möglichkeiten für die Förderung von „Wasserstoff-readiness“-Anlagen prüft.  

Die bereits vorhandene Maßnahme 18 soll im Gebäudebereich in Wohn- und Nichtwohngebäuden weiterhin über das Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) die Anschaffung hocheffizienter Brennstoffzellenheizgeräte fördern. Diese Förderung wird fortgesetzt und die Bundesregierung beabsichtigt sie bei Bedarf auch zu verstärken. Es wird zudem geprüft, ob deren Anwendungsbereich erweitert werden kann. Im Rahmen des APEE und der künftigen BEG sind von 2020 bis 2024 bis zu 700 Mio. Euro eingeplant, die auch für die Förderung von Brennstoffzellenheizgeräten genutzt werden können (NWS, S.23).  

Im Rahmen der Umstellung auf klimafreundliche Industrieverfahren wird neben Investitionskostenzuschüssen der Betrieb von Elektrolyseanlagen unterstützt. Dafür wird die Bundesregierung ein neues Pilotprogramm für Carbon Contracts for Difference (CfD) aufbauen, das sich in erster Linie auf die Stahl- und Chemieindustrie mit prozessbedingten Emissionen bezieht. (Maßnahme 15, S.20) 

Der aus 26 Mitgliedern bestehende Wasserstoffrat, welcher den Ausschuss der Staatssekretäre berät, ist mit Mitgliedern aus Industrie, der Mobilität, dem Gasfach, der Heizungsindustrie, Nichtregierungsorganisation u. a. besetzt. Verbände sind hier jedoch nicht vertreten. 

Figawa-Mitgliedsunternehmen erarbeiten Lösungsansätze für technisch und regulatorische Fragestellungen zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie

Die figawa bündelt das Thema Wasserstoff Fachgruppen übergreifend und bearbeitet es auf politscher und technisch-wissenschaftlicher Ebene. In den verschiedenen Fachgruppen aus dem Gasbereich und der Fachgruppe Rohre und Rohrleitungszubehör werden fachspezifische Themen in Bezug auf Wasserstoff behandelt. 

Der Projektkreis Wasserstoff dient der Zusammenführung und Bearbeitung übergreifender Themen, technisch-wissenschaftlicher und ebenfalls politischer Natur. Mit der vorliegenden Nationalen Wasserstoffstrategie ist die Bundesregierung einen guten Schritt weiter in eine zum Teil wasserstoffbasierte Zukunft gegangen. 

Hier gilt es nun für die figawa und ihre korporierten Verbände gemeinsam mit ihren Mitgliedern neben der weiteren Bearbeitung von technischen und regulatorischen Fragestellungen der Politik Lösungsansätze zu bieten, wie und warum z.B. der Wärmesektor ein wichtiger Marktteilnehmer sein wird und wo es Anpassungen bedarf, um allen Sektoren die Mitgestaltung einer Wasserstoffwirtschaft zu ermöglichen.

Eine Übersicht der aktuellen Innovations- und Förderprogramme der Nationalen Wasserstoffstrategie sowie der Wasserstoffstrategien der Bundesländer steht den figawa-Mitgliedern im Intranet zur Verfügung.

Kontakt

Für Fragen zu diesem Themenkreis wenden Sie sich gerne an Michael Reinders.