Chlor und Chlorverbindungen

Unverzichtbar für gesundes Wasser

Seit mehr als einem Jahrhundert hat die Anwendung von Chlor zur Desinfektion von Trink- und Badewasser dafür gesorgt, dass Menschen auf der ganzen Welt mit hygienisch unbedenklichem Wasser versorgt werden. Die Chlordesinfektion ist das weltweit am weitesten verbreitete Verfahren zur verlässlichen Desinfektion von Wasser. 

Chlor und Chlordioxid leisten ebenfalls gute Dienste, wenn die Anlagen im Wasserwerk oder das Wasserverteilungsnetz desinfiziert werden müssen. Durch die sogenannte Depotwirkung von Chlor, wird es in vielen Ländern von den Versorgungsunternehmen zudosiert, um das aufbereitete Trinkwasser auf seinem langen Weg zum Verbraucher vor Wiederverkeimung zu schützen. Ebenfalls wegen dieser Depotwirkung wird Chlor im Schwimmbad eingesetzt. Auch beim Einsatz von häuslichen Ionentauscheranlagen, die die Wasserhärte des Trinkwassers reduzieren, muss vorbeugend eine regelmäßige Desinfektion durchgeführt werden. Dies geschieht automatisch unter dem Einsatz von Chlor.


Kontakt

Bereich Wasser - Referent
Dipl.-Ing. (FH) Aharon Weiß, M.Sc.

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Anwendung von Chlor

Obwohl das Chlordioxid eine Chlorverbindung ist, entfalten beide Substanzen ihre Desinfektionswirkung sehr unterschiedlich. Chlor wirkt mittels Hypochloriger Säure auf die Proteine von Krankheitserregern und denaturiert diese. Chlordioxid wiederum oxidiert die Zellmembran von Krankheitserregern. Die sogenannte Disruption beschreibt ein Zersetzen der Organismen. 

Neben der Dosierung des reinen Chlors als Chlorgas und des Gebrauchs von Hypochloritlösungen werden heute immer häufiger In-situ-Geräte (lat. In-situ = Vorort) eingesetzt. Diese In-Situ-Geräte produzieren aus Vorläufersubstanzen wie zum Beispiel Kochsalz das Chlor mittels Elektrolyse. Chlordioxid wird hauptsächlich Vorort produziert, da es als Verbindung sehr instabil ist. Die gängigsten Erzeugungsverfahren sind die Mischung von Natriumchlorit (ein Salz der chlorigen Säure) entweder mit Salzsäure oder mit Chlor. Am Markt haben sich mittlerweile auch stabilisierte chlordioxidhaltige Desinfektionsmittel als Fassware etabliert.

Zulassung von Chlor und Chlordioxid unter der BiozidVO

Chlor und Chlordioxid sind Biozide und unterliegen der Verordnung (EU) Nr. 528/2012, der sogenannten Biozid-Verordnung. Gasförmiges Chlor und In-situ hergestelltes Chlor gelten dabei als unterschiedliche Biozidprodukte und unterliegen eigenen Zulassungsverfahren.

Das durch die figawa Service GmbH gemanagte ISA-Consortium bereitet das Zulassungsverfahren für In-situ hergestelltes Chlor aus Kochsalz mittels Elektrolyse gemäß Case Type 4 vor. Die figawa unterstützt ebenfalls das Zulassungsverfahren für In-situ hergestelltes Chlor aus Kochsalz mittels Elektrolyse gemäß Case Type 2, sowie die In-Situ Verfahren Chlordioxid hergestellt aus Natriumchlorit durch Ansäuerung, durch Oxidation und durch Elektrolyse. 

So werden grundsätzliche Klärungen für die Zulassung herbeigeführt, die Normungsarbeit aktiv unterstützt und anteilig finanziert sowie die Interessen der Mitglieder gegenüber externen Konsortien, der Kommission und der europäischen Chemikalienagentur ECHA vertreten. 

Normungsvorhaben zu Chlor

Neben der aktuellen Überarbeitung der DIN 19606 „Chlorgasdosieranlagen zur Wasseraufbereitung - Anlagenaufbau und Betrieb“ werden aktuell Normen für die In-Situ Herstellung von Chlor und Chlordioxid erarbeitet, mit dem Ziel, diese als europäische Normen zu etablieren und das Zulassungsverfahren gemäß BiozidVO zu unterstützen.

Dabei federführend sind die Mitglieder des figawa-Arbeitskreises Chlor und Chlorverbindungen. Neben der Erarbeitung und Überarbeitung der Gerätenormen sind die Mitglieder aktiv bei der Normung der Analyseverfahren von Chlornebenprodukten, den einschlägigen Produktnormen und den Anwenderregelwerken des DVGW.   

Positionspapier zur Sicherung eines Restdrucks in Chlorgasbehältern

Die neue DIN 19606:2020-01 „Chlorgasdosieranlagen zur Wasseraufbereitung – Technische Anforderungen an den Anlagenaufbau und Betrieb“ verweist optional auf eine Restdrucksicherung. Die zuständigen Fachverbände (figawa und DGfdB) erreichen vermehrt Anfragen nach Erläuterungen und Handlungsempfehlungen. Dieses Positionspapier soll Anwendern helfen, die normativen und technischen Anwendungen besser zu verstehen und einen rechtsicheren Betrieb zu gewährleisten.