Der Brunnenbau wird europäisch!

Normungsantrag durch französische Normungsorganisation

Am 15. April 2016 hat die französische Normungsorganisation AFNOR (Association française de normalisation) einen Antrag auf Normung von „Geothermal and water boreholes“ bei der europäischen Normungsorganisation CEN (Comité Européen de Normalisation) eingereicht.

Daraufhin sandte CEN den Antrag Frankreichs an die nationalen Normungsorganisationen zur Begutachtung und Abstimmung. Nach Erhalt wandte sich das DIN als zuständige deutsche Normungsorganisation an die betroffenen deutschen Verbände, um deren Meinungen einzuholen.


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Bereich Wasser - Referent
Dipl.-Ing. (FH) Aharon Weiß, M.Sc.

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Deutsche Verbände fordern Trennung von Geothermie und Brunnenbau

Die Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach (figawa) übernahm federführend die Koordination der Meinungsbildung aller betroffenen Verbände zu dieser Thematik um „mit einer gemeinsamen deutschen Stimme“ im europäischen Kontext zu sprechen.

An diesem Prozess waren neben dem Bundesverband der deutschen Bohrunternehmen auch der Bundesverband Geothermie e. V., der Bundesverband Wärmepumpen e. V., die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e. V., der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) sowie der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) beteiligt.

In Ihrer gemeinsamen Stellungnahme lehnten die deutschen Verbände den Antrag im vorgelegten Zuschnitt ab und beharrten auf eine strikte Trennung der Geothermie und der Wassergewinnungsbrunnen.

Gründung des CEN/TC 451 "Water wells and borehole heat exchangers"

Die Forderung nach Rückzug und Überarbeitung des Antrages wurde nicht stattgegeben und das Technical Committee (TC) mit der neuen Nummer 451 unter dem Namen „Water wells and borehole heat exchangers“ im Juli 2016 gegründet.

Nach weiteren Gesprächen vor der konstituierenden Sitzung des TC 451 im Januar 2017 einigten sich die deutschen Verbände auf die Benennung einer Expertengruppe, die an der Sitzung in Paris teilnehmen sollte. Die Trennung der Fachgebiete in unterschiedliche Working Groups (WGs) und eine Bewerbung als Sekretariat für die Bohrbrunnen wurde als Ziel ausgegeben und bei der ersten Sitzung Anfang 2017 auch durchgesetzt.

Die Normungsarbeit wird nun in den beiden dem TC 451 zugeordneten Working Groups WG 1: „Water Wells“ und WG 2: „Geothermal Heat-Exchangers“ umgesetzt. Da Italien sich ebenfalls für das Sekretariat der WG 1 Bohrbrunnen trafen sich Vertreter der figawa und des DVGW zu bilateralen Gesprächen in Mailand. Die beiden Delegationen einigten sich darauf, die Sekretariatsführung zu teilen. Italien übernahm die WG 1 Sekretariatsführung für die ersten beiden Jahre, Deutschland wird ab 2019 die Gruppe unter dem DIN führen.

Gemeinsames Ziel: Höchstmögliche Qualität im Brunnenbau

Die CEN-Mitglieder müssen Europäische Normen (EN) unverändert in ihr nationales Normenwerk übernehmen und entgegenstehende nationale Normen zurückziehen, damit Doppelregulierungen verhindert werden. Deutschland befindet sich in einer speziellen Situation, da die wesentlichen Vorgaben zu Planung, Bau und Betrieb in 24 DVGW-Regelwerksblättern festgehalten sind. Regelwerksblätter sind keine Normen und lediglich das DIN ist Mitglied in CEN. Nichtsdestotrotz sind die Inhalte der DVGW-Regelwerksblätter die europaweit wohl umfangreichste Sammlung an Vorgaben zum Brunnenbau nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik.

Deshalb initiierte und vorfinanzierte die figawa eine Übersetzung dieser Blätter, um die europäische Arbeit zu unterstützen. Gemeinsames Ziel des Regelsetzers DVGW und der figawa ist die Verankerung höchstmöglicher Qualitätsansprüche auf europäischem Level und eine Widerspruchsfreie Übertragung von deutschen Inhalten in die europäische Norm. An diesem Ziel arbeiten beide Verbände erfolgreich gemeinsam und mit Hochdruck.