Bundesweite Statusanalyse zum Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen

Legionellen als Auslöser für die Legionellose

Legionellen sind eine Gattung im Wasser lebender Bakterien die als potenziell humanpathogen anzusehen ist. Die für Erkrankungen des Menschen bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila als Erreger der Legionellose, einer Infektionskrankheit die durch eine von einer Tröpfcheninfektion hervorgerufene Lungenentzündung gekennzeichnet ist und unbehandelt einen lebensgefährlichen Verlauf annehmen kann..

Nach Schätzungen des Kompetenznetzes Ambulant Erworbene Pneumonien erkranken jedes Jahr bis zu 30.000 Personen in Deutschland an Legionellose (Von Baum et al., Clinical Infectious Diseases, Volume 46, Issue 9, 1 May 2008, Pages 1356–1364).

Bis zu 15 % der Fälle nehmen einen tödlichen Verlauf (Robert Koch-Institut 2013, Legionellose RKI-Ratgeber für Ärzte).


Kontakt

Bereich Wasser - Referent
Lars Neveling, M.Sc.

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Legionellen in Trinkwasser-Installationen

Grundsätzlich können Legionellen auch in Trinkwasser-Installationen vorkommen und sich unter ungünstigen technischen Bedingungen stark vermehren, so dass von der Nutzung des Trinkwassers eine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ausgehen kann. Eine Infektion erfolgt hierbei durch das Einatmen Legionellen-haltiger Aerosole, wie sie z. B. während des Duschens entstehen. In Deutschland besteht seit 2011 für den Betreiber einer Trinkwasser-Installation unter bestimmten Voraussetzungen die Pflicht, seine Anlage auf Legionellen untersuchen zu lassen.

Anders als bei chemischen Parametern gibt es für Legionellen jedoch keinen Grenzwert, da die minimale Infektionsdosis, die eine Legionellose auslösen würde nicht bekannt ist, sondern einen so genannten technischen Maßnahmenwert (TMW). Eine festgestellte Überschreitung des TMW lässt auf einen hygienisch-technischen Mangel schließen und stellt somit ein vermeidbares Gefährdungspotential für die Verbraucher dar. Konkrete Angaben wie hoch das Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen und das hieraus resultierende Gefährdungspotential für die Nutzer tatsächlich ist, lagen bislang jedoch nicht vor. 
 

Durchführung wissenschaftlicher Studien

Da Daten zum Vorkommen von Legionellen in großer Menge bereits grundsätzlich bei vielen Mitgliedsunternehmen der figawa vorliegen, jedoch noch nie kombiniert und systematisch auswertet wurden, wurde das renommierte Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des GeoHealth Centers der Universität Bonn (IHPH) daraufhin im Jahr 2016 und 2018 mit der Durchführung zweier Studien von der figawa beauftragt.

Zielsetzung der Studien war es, die Wissenslücken zu schließen und verlässliche Angaben zum Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen zu erlangen.

In der ersten Studie aus dem Jahr 2016 lag der Fokus auf dem reinen Vorkommen von Legionellen in Trinkwasser-Installationen ohne dabei näher auf den genauen Ort innerhalb der jeweiligen Installation oder andere Randparameter abzuzielen. Die beiden Fragen: In wie vielen Proben können Legionellen nachgewiesen werden und wie viele Gebäude sind betroffen, sollten beantwortet werden.

In der zweiten Studie aus dem Jahr 2018 rückten schließlich die in der ersten Studie vorerst nicht gestellten Fragen in den Vordergrund:

  • Wenn Legionellen im Trinkwasser nachgewiesen werden, wo genau werden diese dann gefunden?
  • Spielt das vorliegende Temperaturniveau eine maßgebliche Rolle bei dem Vorkommen von Legionellen?

 

Labore und Dienstleister aus dem AK Wasseranalytik liefern mehr als 1.3 Millionen Datensätze

Um die vorgenannten Fragen beantworten zu können, wurden in beiden Studien Ergebnisse von insgesamt mehr als 1.3 Millionen routinemäßig durchgeführter Trinkwasseruntersuchungen ausgewertet, die dem IHPH von Laboren und Dienstleistern aus dem Arbeitskreis Wasseranalytik der figawa zur Verfügung gestellt wurden. Dieser Datensatz ist in seinem Umfang weltweit einzigartig und versetzte das IHPH so in die Lage eine so genannte Big-Data-Analyse durchzuführen. 

Die Ergebnisse der Studie zusammengefasst:

 

  • Der technische Maßnahmenwert für Legionellen wurde insgesamt in 5,6 % aller Proben überschritten (n=1.020.328). 
  • In 16,5 % aller Gebäude (n=100.213) wurde zwischen 2012 und 2015 mindestens eine Zapfstelle detektiert, die eine Überschreitung des technischen Maßnahmenwertes aufwies.
  • Die höchste Überschreitungsquote fand sich mit 8% bei den peripheren Proben, während diese im Vorlauf (1%) und Rücklauf (2%) deutlich geringer war.
  • Alle durchgeführten Analysen zum Zusammenhang von Legionellen-Vorkommen und Warmwassertemperatur bestätigten, dass mit höherer Temperatur die Legionellen-nachweise qualitativ und quantitativ zurückgehen

 

Die offizielle Vorstellung der Ergebnisse der ersten Studie erfolgte im Oktober 2015 durch Professor Thomas Kistemann im Rahmen der wat in Essen.

Fachveröffentlichungen

Die Ergebnisse der ersten Studie wurden in der Fachpresse veröffentlicht: